Lass uns wieder lernen, 

den Augenblick zu genießen, 

zu nehmen, was ist, mit beiden Händen, 

hier und jetzt zu leben, 

bevor wir das Leben verbracht haben 

mit sorgenvollen Blicken in die Zukunft 

und den Erinnerungen an die gute alte Zeit.

Jochen Mariss

 

 

In meiner Arbeit als auch meinen Kursen erlebe ich so manches. 

Hier ist Platz dafür – zum schmunzeln und zum berührt sein:

 

In der Yogastunde stand das Thema: für was bin ich dankbar an. In der abschließenden Mediation griff ich es erneut auf. Eine Teilnehmerin blieb noch etwas da und ich fragte sie, für was sie dankbar sei. Die Antwort berührte mich zutiefst: Ich bin dankbar für meine Arbeit. Ich freue mich und schätze es sehr, dass ich mit meiner Arbeit anderen Menschen helfen darf. (Sie arbeitet in einem Pflegeheim) Endlich mal eine positive Meldung in der Pflege.

 

Im Altersheim beim Testen: Eine Frau nimmt mir das Teströhrchen aus der Hand, führt es an der Nase rechts und links vorbei und reicht es mir: " Ich habe noch nie Corona gehabt" . Das glaube ich gleich!

 

Im Altersheim: Ich habe eine Neuaufnahme eines lustigen alten Mannes gemacht. Als er sein Zimmer sah, strahlte er und meinte, es sei hier wie im Paradies. Mit etwas schwarzem Humor antworte ich: Ne, hier ist nur die Vorstufe! 

 

Mobiler Dienst: Eine Patientin fragte nach, warum ich so lange nicht bei ihr war. Sie meinte, ob ich wohl in 14tätiger "Kantine" war. Beim Sprechen merkte sie ihren Versprecher und lachte herzhaft! (Coronazeit = 14 tägige Quarantäne )
Ich stelle mir grad vor, wie ich aussehe würde, wenn ich 14 Tage in der Kantine wäre.....oh je!

 

Ich war beim Frisör, über 10 cm Haare habe ich gelassen und keiner in meinem Umfeld hat was gesagt! Dann kam ich zu einer Klientin, über 95 Jahre alt, und ihr fiel es sofort auf!

 

Ein Patient mit neurologischen Störungen musste aufgrund seines desorientierten Zustands nachts fixiert werden. Dies ist eine Maßnahme, die nur in Notfällen praktiziert wird und uns Pflegekräften immer im Magen liegt. Der Patient zeigte wieder klarere Momente und wir wollten in Absprache mit Arzt und Therapie es wagen, ihn über Nacht nicht mehr anzuschnallen. Da ich Wechsel auf spät früh hatte, brachte ich ihn mit den Worten ins Bett: Herr Soundso, heute brauche ich sie nicht anzuschnallen, denn ich weiß, sie sind ruhig, und schaffen das auch so! Ich wünschte ihm eine gute, ruhige Nacht und ging. Morgens spähte ich sofort in sein Zimmer, gut, der Gurt war offen und er schlief wie ein Baby. Später weckte ich ihn vorsichtig, er machte die Augen auf, schaute auf seinen Gurt und fragte mich: "Schwester Susanne, wie war ich heut nacht?"

 

Ein über 70jähriger Patient, dem der Schalk in den Augen steht meinte kürzlich, als sich der Therapeut von ihm mit "Ade" verabschiedete folgendes: "see you later, aligator"

 

Im Urlaub in Schweden beim Yoga hatte ich Gesellschaft von zwei Katern. 

Shavasana, die Totenhaltung hatte der perfekt drauf....siehe Foto oben!

 

Fragestunde bei der Therapie kurz vor Weihnachten im Krankenhaus:

Was ist ihnen denn wichtig für die Weihnacht?

Der erste: ja, meine Familie

Der zweite: a guads Essa

Der dritte: an richtig guta Stuhlgang!

 

Altersheim:

Ein älterer pensionierter Beamter verlangt recht forsch, dass ich ihm das Hörgerät einsetzen soll. Danach nickt er und fragt: " ond, hörsch mi jetzt?"

 

Altersheim:

Eine Bewohnerin kommt aufgeregt zu unserer Pause und meint, dass eine andere aufstehen wollen. Aber die das ja nicht könne. Sie meint:" der hab ich scho gsagt, sie soll sitza bleiba. Ich woiß scho, wia ma mit dene schwätzt"

 

Altersheim: 

Wir hatten im Frühjahr Bäume gepflanzt und waren dankbar über den regnerischen August. Eine Bewohnerin, die im Rollstuhl gerne nach draußen geht und wegen des Wetters schon tagelang im Heim weilte,  meinte: "Na, Frau Stern, ich habe mich heute für sie gefreut, dass ihre Bäume gut wachsen...."

Das hat mich wirklich berührt.

 

mobiler Einsatz:

hatte Praxisbesuch im Rahmen meiner Ausbildung und habe mit einer hochbetagten Frau Brezeln gebacken. Da sie ihr Lebtag in der Backstube stand, blühte sie auf und wies mich streng an, wie ich den Teig (mit Hand) zu kneten habe. Das war sehr anstrengend und so schön, da die angeblich so demente Frau noch tagelang später das Erlebte erwähnte.

Berührt hat mich dann, als die Frau starb, und der Pfarrer diesen besonderen Tag sogar in der Kirche erwähnte. Das sind Momente, für die die Pflege arbeitet. Dinge, die bleiben!

 

Altersheim: 

Habe einer Bewohnerin eine Nesteldecke genäht, mit der sie mit ihrer Demenz etwas Abwechslung im Alltag findet. Sie flechtet die Schnüre und bewegt die Gardinenringe, die ich eingenäht habe...Das Leuchten der Augen ist toll.

 

Altersheim

Zwei Bewohnerinnen mit deutlichen Anzeichen von Altersverwirrtheit unterhalten sich über eine wirklich fitte Bewohnerin: "Dia hat au nemma alla Tassa em Schrank", dann die andere: "Moisch dia hat ihre Tabletta gnomma"

 

Altersheim

Ich war zu Füßen einer Hundertjährigen und öffnete ihre Hausschuhe, sie saß am Bett und rituell nahm sie ihr Weihwasser. Ich bin gläubig, jedoch kein Weihwassertyp. (ihhh, Keime!)

Sie fragte: Wollen Sie auch eines? 

Da ich keines wollte griff ich zur Notlüge: "Nein, ich bin evangelisch"

Darauf hin sie mit wilder weihwassersprühender Geste: 

"Des stimmt net. Sie warad doch scho Wallfahrta! 

Des han si mir doch scho gsagt!"

Tja, Lügen haben kurze Beine!